Beschreibung
Bei Verträgen über komplexe Dienstleistungen ist eine abschließende Bestimmung der Leistungspflichten im Vertrag selbst unwirtschaftlich, wenn nicht unmöglich. Musterbeispiel eines ausfüllungsbedürftigen Vertrags über eine komplexe Dienstleistung ist der Bauvertrag. Die Praxis behilft sich hier mit dem Rückgriff auf öffentlich-rechtliche und private technische Vorschriften. Von diesem Befund geht die Arbeit aus und stellt für das französische, englische und deutsche Recht die rechtlichen Grundlagen der Einwirkungen technischer Vorschriften auf den Vertragsinhalt dar. Die Regelwerke wirken sich mittels ganz verschiedener Mechanismen auf die Pflichten der Vertragsparteien aus. Die Vorschriften können unter anderem, was selten ist, Vertragsinhalt werden, indem sie etwa durch Musterverträge einbezogen werden. Vor allem werden in allen untersuchten Rechtsordnungen auf berufsangemessenes Verhalten des Dienstleisters bezogene Anforderungen mittels der Einbeziehung technischer Vorschriften und Regelwerke ausgefüllt. Aber auch indirekt, etwa indem sich Sachverständige an ihnen orientieren, wirken sich technische Vorschriften auf den Vertragsinhalt aus. Die Unterscheidung der Wirkungsmechanismen ist für diverse Rechtsfragen, angefangen von der Dispositivität der Einbeziehung über deren revisionsrechtliche Kontrolle bis hin zur Frage nach den für die Einbeziehung in grenzüberschreitenden Sachverhalten maßgeblichen Kollisionsregeln von Bedeutung.